Kurzbeschreibung von Herrn Prof. Dr. med. Peter Berlit
Die Multiple Sklerose ist eine Autoimmunerkrankung, bei der neben Anlagefaktoren Virusinfekte in der frühen Kindheit und Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Im Unterschied zu früher steht heute eine Vielzahl hochwirksamer Medikamente zur Verfügung, mit denen der Verlauf der Erkrankung positiv beeinflusst werden kann.
Die Diagnose stützt sich auf die Magnetresonanzentomographie (Kernspintomographie) von Gehirn und Rückenmark; mit dieser Methode können die Entzündungsherde der MS dargestellt werden. Dass es sich tatsächlich um eine immunologisch bedingte Entzündung handelt, wird durch die Untersuchung des Nervenwassers dokumentiert. Mittels der Ableitung multimodal evozierter Potentiale werden die Sehbahn, die Hörbahn, die Gefühlsbahn und die motorischen Bahnen des Nervensystems untersucht. In der Zusammenschau der Befunde kann dann die Diagnose MS gestellt werden.
Die Therapie akuter Symptome erfolgt mittels einer Kortikoidinfusionsbehandlung über 3 bis 5 Tage. Bei der Mehrzahl aller Patienten kommt es im Verlauf zu schubförmigen Verschlechterungen. In diesen Fällen stehen drei verschiedene Interferone und Glatirameracetat zur Injektion zu Verfügung. Daneben gibt es hochwirksame immunmodulatorische Tablettenbehandlungen (Teriflunomid, Fumarsäure, Laquinimod). Bei besonders aktiven Verläufen mit zahlreichen Schüben und rascher Behinderungsprogression können monoklonale Antikörper wie Natalizumab oder Alemtuzumab eingesetzt werden. In Tablettenform zur Eskalationstherapie zugelassen ist Fingolimod. Bei den eher chronischen Verläufen und Verschlechterung trotz Basistherapie kann auf Mitoxantroninfusionen ausgewichen werden. Stets müssen der Nutzen eines Medikamentes und mögliche Nebenwirkungen individuell berücksichtigt werden. Schließlich stehen eine Vielzahl symptomatischer Behandlungsmaßnahmen zur Verfügung, d. h. viele Symptome können gezielt angegangen werden. Dies gilt besonders für Spastik, Blasenstörungen und Fatigue. Entscheidend für eine wirksame Behandlung ist die Information des Patienten, auch mit Umstellung der Lebensgewohnheiten.